28. - 30. November 2023 / Nürnberg, Germany
Neues Datum: BrauBeviale 2023: 28. - 30. November 2023. Weitere Informationen finden Sie hier.
28. - 30. November 2023 / Nürnberg, Germany
Neues Datum: BrauBeviale 2023: 28. - 30. November 2023. Weitere Informationen finden Sie hier.
BrauBeviale Newsroom
Es ist hierzulande schon etwas Besonderes, wenn Frauen erfolgreich eine Destille betreiben. Franziska Bischof startete ihre Karriere als Brennerin und Edelbrandsommelière eher per Zufall. Heute führt sie die gleichnamige Familienbrennerei im unterfränkischen Wartmannsroth und trägt seit kurzem den Titel „female distiller of the year“. Im Gespräch mit der BrauBeviale-Redaktion schildert Bischof, warum sie eigenen Whisky produziert, großen Wert auf Regionalität legt und Nachhaltigkeit höchsten Stellenwert genießt.
Na ja, eigentlich standen auch in früherer Zeit schon Frauen am Brennkessel. Trotzdem gilt es heute immer noch als Ausnahmeerscheinung. Ich bin auch eher durch Zufall dazu gekommen. In Italien habe ich Sprachwissenschaft, Tourismusmanagement und Marketing studiert und im Exportmanagement der Automobilzulieferindustrie gearbeitet. Dabei habe ich gutes Essen und Trinken kennen gelernt und erst mit Mitte 20 verstanden, was meine Eltern zuhause eigentlich in der Brennerei machen.
Meine Eltern haben tolle Vorarbeit geleistet. Ich brenne heute noch auf den gleichen Apparaturen wie vor 20 Jahren. Dennoch haben wir investiert, den Vertrieb weiter entwickelt, das Marketing verändert und das Sortiment neu aufgestellt. Mit unserer „Destillathek“ haben wir eine moderne Eventlocation hingestellt, um auch bei Tastings den Leuten unsere Produkte und Philosophie erlebbar zu gestalten.
Der weibliche Touch ist wohl nur eine äußerliche Wahrnehmung. Ich würde unsere heutige Situation eher als Generationenumbruch beschreiben. Meine Arbeit ist weder schlechter, noch besser als die von einem Mann. Ok, ein Unterschied ist vielleicht, dass es bei den Verkostungen keine dreckigen Witze mehr gibt, wie sie mein Vater einst rausließ.
So eine Auszeichnung ist für uns ein echter Gewinn. Ich persönlich sehe dies als Bestätigung, dass ich gute Arbeit mache, die auch von außen wahrgenommen wird. Außerdem dient so ein Award als gute Werbung, weil so auch die Presse auf uns aufmerksam wird und dadurch indirekt den Verkauf fördert.
Für unsere Arbeit ist es heute ein Muss in sozialen Medien vertreten zu sein. Ich nutze Instagram & Co. als Chance, den Leuten unsere Philosophie und Einstellung zu zeigen. Über eigene Bildwelten führe ich Interessenten virtuell durch die Brennerei und schaffe somit auch Transparenz für unsere Produkte. Dabei achte ich stark auf Authentizität und Abwechslung.
Nein, das empfinde ich keineswegs als gewagt. Mein Vater hat in der 90gern schon mit dem ersten Rhöner Whisky angefangen. Die Intention war dabei nie, einen schottischen Whisky zu kopieren, sondern schon immer das Streben nach einem Produkt mit eigener Identität. So besteht unsere Version aus Weizen, der aus eigenem Anbau stammt. Außerdem lagert der Whisky in neuen Eichen- und Kastanienfässern aus Hölzern der Region.
Gin steht noch immer ganz hoch im Kurs. So langsam sind aber auch Obstbrände wieder im Kommen. Das finde ich gut, weil es in diesem Segment einen großen Spielraum mit vielen unterschiedlichen Früchten gibt…
Das ist ein totaler Trend, gleichzeitig auch ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es super, dass in den Großstädten inzwischen immer mehr Craft-Spirits-Messen stattfinden und somit eine neue Plattform für handwerkliche Brenner geboten ist. So können Produkte neu präsentiert und in den Fokus gerückt werden. Andererseits treten viele vermeintliche Produzenten auf, die das Handwerk nicht wirklich verstehen. Da läuft dann bedauerlicherweise viel über Marketing und nicht über Qualität.
Als kleiner, handwerklicher Betrieb spielt Nachhaltigkeit bei uns schon immer eine besondere Rolle. Wir arbeiten mit Früchten von eigenen Streuobstwiesen und bemühen uns, diese auch langfristig zu erhalten. Wenn wir Rohstoffe dazu kaufen, dann kommen diese ausschließlich aus der Region. Insofern ist für uns Regionalität und Saisonalität viel wichtiger als Bio. So weiß ich immer, von wem das Obst kommt und wie es angebaut wird. Damit lässt sich sehr gut nachvollziehen, ob die Qualität tatsächlich stimmt.
Zum Thema „Zukunftsfähigkeit der Getränkebranche“ bietet die BrauBeviale, internationale Investitionsgütermesse entlang der Prozesskette der Getränkewirtschaft (www.braubeviale.de), vom 13.-15. November 2018 ein umfassendes und inspirierendes Rahmenprogramm. Vorab äußern sich Branchenteilnehmer wie „Die Brennerin“ Franziska Bischof in unserer Interview-Serie zu diesem Thema.